Curses - Flüche

Die World Series 2016 ist Geschichte. Schon vorher war klar, dass auf jeden Fall eine monströse Durststrecke zu Ende gehen würde: Die Cleveland Indians hatten zuletzt 1948 die WS gewonnen, die Chicago Cubs waren da noch deutlich gründlicher, sie gewannen zuvor letztmals 1908.

Eine wenigstens ähnliche Serie ohne WS-Titel hatten zuletzt die Boston Red Sox beendet, als sie 2004 das erste mal seit 1918 gewannen.

Da dergleichen natürlich nicht mit rechten Dingen zugehen kann, konnte dafür nur ein Fluch verantwortlich sein, denn an den Teams – immerhin im Falle der Cubs und Red Sox in einem großen Markt beheimatet, also mit hinreichenden finanziellen Mitteln gesegnet – konnte es ja nun gewiss nicht liegen. Zwei der berühmtesten Flüche, deren zweiter dieses Jahr nun auch der Geschichte angehört, stellen wir hier mal vor.

The Curse of the Bambino

Der Fluch des Bambino also, wer war denn dieser Bambino und was hat es mit dem Fluch auf sich?
Die Red Sox waren zu Anfang des 20. Jahrhunderts außerordentlich erfolgreich. 1903 gewannen sie als Boston Americans mit Cy Young die World Series, damals im Format best-of-nine. Weitere Titel folgten 1912, 1915, 1916 und 1918. Danach war es wie abgerissen.

Babe Ruth 1919Und hier kommt besagter Fluch ins Spiel: Der Eigner des Teams war hauptberuflich Theaterproduzent am Broadway und infolge durchwachsener Erfolge dort in konstanter Geldnot. Nach der Saison 1919 verkaufte er seinen Star Babe Ruth an die Yankees. Später folgten in unschöner Folge weitere Verkäufe, manche sehen die Red Sox dieser Zeit geradezu als Farmteam der Yankees. Ein Spitzname von Ruth war "Bambino", und so war der Fluch geboren.

 

 

Nebenbei bemerkt war Ruth damals hauptsächlich Pitcher, und dazu ein exzellenter. An der Platte kam er nur als Pinch Hitter zum Einsatz.

 

Dass der ganze Fluchwahnsinn einer ernsthaften Betrachtung der Geschichte natürlich nicht standhalten kann, hinderte viele Fans der Red Sox nicht daran, sich damit zu trösten.
Befeuert wurde die Legende durch das Buch "The Curse of the Bambino" von Dan Shaughnessy.
Fans der Red Sox unternahmen allerlei Versuche, den Fluch zu bannen. Als Beispiele seien genannt das Platzieren einer Red Sox-Kappe auf dem Mount Everest plus Verbrennen einer Yankees-Kappe im Basislager sowie Einsätze professioneller Exorzisten.

 

Curse of the Billy Goat

Hier sind nun die Cubs Opfer. Dieser Fluch nahm seinen Anfang 1945, als die Cubs in der WS gegen die Detroit Tigers standen.

 

Der Fluch der ZiegeDas Bild ist einem Video auf YouTube entnommen. Der Besitzer der Billy Goat Tavern brachte als Maskottchen eine Ziege (goat) mit ins Stadion der Cubs. Nachdem es Proteste von Seiten der Zuschauer wegen des strengen Geruchs gab, wurde die Ziege des Stadions verwiesen. Der erboste Besitzer sprach (der Legende folgend) daraufhin den Fluch aus. Und in der Tat verloren die Cubs gegen die Tigers.

 

Zwar tauchten sie anschließend mehrfach in der WS auf, verloren aber stets, zuletzt 1945. Dann dauerte es schlanke 71 Jahre, bis sie erneut in der WS erschienen. Da dann allerdings machten sie kurzen Prozess mit dem Fluch, indem sie allerdings weniger kurz gegen die Indians den Titel holten. Eine nette Fußnote ist es, dass sie den erstmaligen Gewinn der Natinal League Championship anscheinend just am 46. Jahrestag des Todes von Billy Sianis, dem Besitzer der Ziege, klar machten.

 

Und noch etwas ist abschließend zu beobachten: Der Fluch der Red Sox sah 2002 den Anfang vom Ende, als nämlich Theo Epstein als neuer General Manager verpflichtet wurde, damals übrigens mit 28 der jüngste GM aller Zeiten. 2005 zog er sich zurück, nachdem die Sox den ersten Titel nach 86 Jahren gewonnen hatten. Er wurde in neuer Funktion 2006 neu unter Vertrag genommen, einen Sprung auf der Karriereleiter inbegriffen. 2011 zog er sich wiederum zurück, nicht ohne 2007 einen weiteren Titel gefeiert zu haben. Er wechselte (man ahnt es schon) zu eben den Cubs, um gewissenhaft das Meisterteam von 2016 aufzubauen.

 

Bildquelle Babe Ruth: Library of Congress